Hüpfen, stützen, rennen: Flattichschule nimmt am Förderprogramm „Komm’ mit in das gesunde Boot“ teil
FREIBERG
Freitagmorgen im Gymnastiksaal der Flattichschule: 35 kleine Gesundheitspiraten stehen auf einem Bein, hüpfen und rennen. Auf dem Stundenplan steht der Fitnesstest im Rahmen des Förderprogramms „Komm’ mit in das gesunde Boot“.
VON BEATE VOLMARI
Seit einem Jahr nimmt die Flattichschule als eine von 400 Pilotschulen in Baden-Württemberg an dem Projekt „Komm’ mit in das gesunde Boot“ teil, das die Landesstiftung als Präventionsprogramm zur Gesundheitsförderung zunächst nur für Kindergärten angeboten und dann auf Grundschulen ausgeweitet hat.
Ziel ist es, schon in jungen Jahren den Grundstock für ein gesundheitsbewusstes Verhalten zu legen. Im Zentrum stehen die Themen Bewegung, Ernährung und Freizeitgestaltung. Die Identifikationsfiguren, die die Kinder begleiten, sind die Piraten Finn und Fine und damit wird auch jeder Schüler zu einem Gesundheitspiraten. An diesem Tag ist die Sportwissenschaftlerin Susanne Kobel von der Universität Ulm mit acht studentischen Hilfskräften angereist, um den bereits zu Beginn des Programms gemachten Test zu wiederholen und anschließend wissenschaftlich auszuwerten. Mit dabei sind 35 Kinder der beiden jetzigen zweiten Klassen, bei vier Schülern haben die Eltern die Zustimmung für die Testteilnahme verweigert.
Zunächst werden die Kinder nach ihrem Wohlbefinden befragt, Größe, Gewicht und Speckfalten werden vermessen. Dann bekommen die Schüler ein sogenanntes Piratenherz, das sie bis kommenden Mittwoch Tag und Nacht tragen werden. „Es sind Elektroden und ein Aktivitätsmessgerät, mit der Herzfrequenz und Bewegungsimpulse gemessen werden“, erklärt Susanne Kobel. Damit kann genau überprüft werden, wie viel sich die Kinder bewegen. Beim anschließenden Fitnesstest springen die Kinder seitlich hin und her, stehen auf einem Bein, machen Sit-ups und Liegestützen und rennen sechs Minuten durch den Saal, während die Studenten alles genau dokumentieren. Natürlich ist dieser Test nur ein kleiner Baustein in dem Präventionsprojekt. „Wir bauen jeden Tag mindestens 15 Minuten extra Bewegung in den Unterricht ein“, erzählt Konrektorin Iris Steuer. Ernährung ist das zweite große Thema, die Regel „fünf am Tag“ für den Verzehr von fünf Portionen Obst und Gemüse kennt jedes Kind, und gesunde Schulbrote sind bei den meisten mittlerweile selbstverständlich.
Außerdem sollen die Schüler darauf achten, dass sie möglichst wenig vor Fernseher und PC sitzen, montags wird das Freizeitverhalten abgefragt. „Auch gibt es Elternhausaufgaben“, erzählt Iris Steuer. „Zum Beispiel zusammen mit den Kindern ein gesundes Frühstück zuzubereiten oder einen Spazierhang zu machen und Kastanien zu sammeln.“ Die Erfahrung mit dem Programm beurteilt Steuer als sehr gut: „Die Kinder sind stolz auf ihre gesunde Ernährung und fordern die Bewegungsspiele schon an, wenn wir mal an einem Tag etwas später dran sind.“
Die siebenjährige Johanna erzählt stolz: „Ich esse jetzt sogar Tomaten, die habe ich vorher nicht gemocht.“ Beim Medienkonsum gebe es große Unterschiede, so Steuer, einige erzählten nach wie vor von stundenlangem Fernsehen, bei anderen bleibe der Apparat aus. Das Förderprogramm läuft auf jeden Fall bis zum Ende des Schuljahrs weiter, eine Verlängerung ist möglich.
Quelle: LKZ Ausgabe: Samstag, 1. Oktober 2011