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Historie

Pfarrer Flattich - "der schwäbische Salomo"

flattichAm 03.10.1713 wurde Johann Friedrich Flattich im alten Schulhaus, einem Vorgängerbau des heutigen Gebäudes, in Beihingen geboren.

Sein Vater war hier unter anderem Schulmeister und Schertlinscher Amtmann. Er stammte aus einer aus einer württembergischen Beamten- und Pfarrerfamilie. So stand bald fest, dass auch Johann Friedrich diesen Beruf ergreifen sollte. Er besuchte die Lateinschule in Ludwigsburg, danach die Klosterschule in Denkendorf und Maulbronn, um schließlich in Tübingen Theologie zu studieren und dort im Jahre 1737 sein Examen abzulegen.

Als erstes wurde er als Vikar in Hoheneck eingesetzt, dann erhielt er die Stelle das Garnisonspredigers auf dem Hohenasperg. 1747 wurde ihm die Pfarrei Metterzimmern bei Bietigheim zugewiesen. Was er dort an Armut antraf, ließ ihn rasch erkennen, dass es mit Predigen allein nicht getan war. So unterstütze er die Bauern und Weingärtner des Ortes tatkräftig durch Verbesserungsvorschläge in der Landwirtschaft und half bei ihrer praktischen Umsetzung. Bekannt wurde er aber vor allem durch seine lebensnahen und originellen Predigen, welche viele Menschen in seine Kirche lockten. So soll Herzog Carl Eugen, den so eine Predigt begeistert hatte, ihm eine Pfarrerstelle in einer wohlhabenden Gemeinde zugesichert haben. 1760 bekam Flattich die Pfarrei Münchingen, wo er über 37 Jahre sehr segensreich und erfolgreich wirken konnte. Hoch geschätzt und verehrt starb er dort am 01.06.1797. Er erhielt den Ehrentitel eines „Salomo im Bauernrock“ oder eines „schwäbischen Salomo“.

Was war es nun, was ihn auszeichnete und ihm die Wertschätzung und Zuneigung seiner Zeitgenossen einbrachte? Das ist wohl zuerst sein untadeliger Charakter zu nennen. Seine Bescheidenheit, seine Hilfsbereitschaft und ganz besonders seine Menschenfreundlichkeit beeindruckten nachhaltig. Seine Sorge galt vor allem den Armen und Benachteiligten. Er wandte sich den Menschen zu, nahm ihre Sorgenernst und bemühte sich um Trost, Rat und Hilfe. Die Grundlage für dieses selbstlose Handeln war seine tiefe Frömmigkeit. Er predigte nicht nur das Evangelium, sondern handelte danach. Seine Redegewandtheit und sein unerschrockenes und schlagfertiges Auftreten halfen ihm dabei. Besonders lag ihm die Bildung der Jugend am Herzen, hatte er jedoch erkannt, dass Bildung und Erziehung für junge Menschen  die beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben war. So nahm er immer junge Leute als „Kostgänger“ ins Pfarrhaus auf und „informierte“ sie, das heißt, er unterrichtete und erzog sie für geringen Lohn.

Sein Wahlspruch dabei lautete: Nicht nur Strenge und Gewalt, sondern durch Güte und Geduld ändert sich vieles. Zu dieser Zeit war das ungewöhnlich.

Aber auch um das Zusammenleben der Erwachsenen kümmerte er sich. In seinen „Hausregeln“ gab er ihnen einfache, praktikable Ratschläge an die Hand. So empfahl er unter anderem auf die Züchtigung der Kinder und der Dienstboten zu verzichten, Untergebene ebenbürtig zu behandeln, keine Gewalt gegen Frauen auszuüben, sparsam zu haushalten und stets vorbildlich zu leben.

Ein Chronist fasste die Persönlichkeiten Flattichs treffend zusammen:
Er war ein begnadeter Erzieher und Seelsorger, ein kraftvoller Prediger und unverdrossener Wohltäter.

Eine der zahlreichen Anekdoten, über die auch wir heute noch schmunzeln, soll zum Schluss erzählt werden.  Als Pfarrer Flattich von Herzog Carl Eugen, der ihn außerordentlich schätzte, zu einem Treffen ins Schloss gebeten worden war, erschien dieser mit ungepuderter Perücke. Als der Herzog ihn auf diese Nachlässigkeit ansprach, antwortete dieser: „Wisset Se, Durchlaucht, i brauch mei Mähl für meine Spätzle.“